Fragen & Anworten
Sie können ihr Kind direkt, via Kinderarzt oder -ärztin oder über eine andere Fachperson telefonisch oder per Mail anmelden.
Im Gespräch mit den Eltern werden Fragen zum Verhalten, zur Entwicklung und zur Familiengeschichte gestellt. Wenn nötig, werden spezifische Tests durchgeführt, um den Entwicklungsstand möglichst genau einschätzen zu können. Es wird versucht, andere mögliche Ursachen für das Schweigen auszuschliessen. Die Beobachtung und die Interaktion mit dem betroffenen Kind geben Hinweise, in welchen Situationen das Kind nicht spricht.
Bitte bringen Sie zum Abklärungstermin die beiden Diagnostikbögen (ESKM und Mutismus Soziogramm) ausgefüllt mit.
Dank zunehmendem Wissen über das Störungsbild und der Weiterentwicklung von Therapien ist selektiver Mutismus heute gut behandelbar, insbesondere wenn er früh erkannt und therapiert wird.
Mein therapeutisches Vorgehen ist direktiv und systemisch ausgerichtet. Das bedeutet, dass ich gemeinsam mit den Betroffenen direkt an der Sprache ansetze und die Familie und das weitere Umfeld einbeziehe. Damit die Therapie erfolgreich sein kann, müssen alle mithelfen. Ich arbeite nach den Ansätzen der SYMUT (Systemische Mutismus Therapie) von Dr. Boris Hartmann, Sprachtherapeut aus Deutschland, und PCIT-SM (Eltern-Kind-Interaktionstherapie für selektiven Mutismus) des Psychologen Dr. Steven Kurtz aus den USA. Die Therapien werden auch durch meine eigenen Erfahrungen beeinflusst und erweitert.
Der Schweizer Kinderpsychiater Moritz Tramer prägte 1934 den Begriff elektiver Mutismus (lat. mutus = stumm). Der (s)elektive Mutismus ist eine nach vollzogenem Spracherwerb erfolgende Hemmung der Lautsprache gegenüber einem bestimmten Personenkreis. Oft kommen dann nicht nur keine Worte mehr, sondern es erfolgt auch sonst keine Reaktion. Man unterscheidet zwischen (s)elektivem Mutismus und totalem Mutismus. In beiden Fällen sind die Betroffenen rein körperlich in der Lage zu sprechen und zu hören. Die Störung kommt bei Mädchen und Jungen annähernd gleich häufig vor (1,2:1; vgl. Hartmann 2014).
Das Störungsbild kommt relativ selten vor. Die Zahlen zur Prävalenzrate schwanken zwischen 0,02% (Goodmann u.a. 2007) und 2,0% (Kumpulainen u.a. 1998).
Eine direkte Ursache dieser angstbedingten Kommunikationsstörung ist nicht bekannt. Es kommen sowohl psychologische als auch physiologische Auslöser in Frage, die sich zumeist gegenseitig ergänzen und so zur Sprechverweigerung führen.
- Verstummen in manchen Situationen obwohl das Sprechen in anderen Situationen gelingt
- „blanker“ Gesichtsausdruck
- starre Lippen (kein Lächeln)
- fehlender Blickkontakt
- Betroffene Person wirkt wie eingefroren/ versteinert.
- trinken, essen und Toilettengang in der Öffentlichkeit werden vermieden
Selektiver Mutismus tritt typischerweise in der Kindheit auf. In den meisten Fällen offenbart er sich beim Eintritt in den Kindergarten im Alter von 4 bis 5 Jahren. Hinweise sind aber schon früher, im Alter von 2 bis 3 Jahren feststellbar. Mutismus kann aber auch in späteren Kindheits- und Jugendjahren, ja sogar im Erwachsenenalter auftreten. Je früher Mutismus erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Therapie.
Selektiver Mutismus kann im Erwachsenenalter bestehen bleiben, wenn er nicht erkannt und behandelt wird. Im Jugend- und Erwachsenenalter kommen oft eine Sozialphobie und Depressionen dazu. Die Behandlung ist auch dann noch möglich, dauert in der Regel aber länger als bei Kindern.
Die Schule und Lehrer spielen eine wichtige Rolle bei der Erkennung und Unterstützung von Kindern mit selektivem Mutismus.
Früherkennung: Lehrer erkennen oft als erste, dass ein Kind selektiven Mutismus hat, da die Symptome in der Schulumgebung besonders auffallen. Eine frühe Erkennung ermöglicht eine schnellere Behandlung und Unterstützung.
Zusammenarbeit: Die enge Zusammenarbeit zwischen Eltern, Lehrpersonen und Fachleuten ist entscheidend, um Kinder mit selektivem Mutismus bestmöglich zu unterstützen. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten Informationen austauschen und gemeinsam an Lösungen arbeiten, um die kommunikativen und sozialen Fähigkeiten schrittweise zu verbessern.
Anpassungen: Lehrpersonen können gemeinsam mit Fachleuten individuelle Anpassungen für betroffene Kinder entwickeln und so das Sprechen schrittweise fördern.
Training für Lehrerpersonen: Die Lehrpersonen können geschult werden, damit diese selektiven Mutismus besser erkennen, verstehen und betroffene Kinder besser unterstützen zu können.
Die Teilnahme an Selbsthilfe- oder Unterstützungsgruppen kann für Betroffene und deren Familien sehr hilfreich sein. Sei es, um Erfahrungen auszutauschen, Ratschläge zu erhalten und das Gefühl der Isolation bzw. mit der Erkrankung allein zu sein zu verringern.
Es gibt Online-Communities, Foren und Gruppen in den sozialen Medien, die sich selektivem Mutismus widmen.
Interessierte können sich beim Selbsthilfecenter erkundigen, ob eine Selbsthilfegruppe in der Region besteht.
Auf Anfrage vermittle ich gerne Kontakte zu anderen Eltern.